Treuchtlingen ist ein wahrer Kraftort der Natur und eine perfekte Destination für Outdoor-Sport und Aktivitäten im Grünen. Ob klassisches Wandern und Radfahren oder moderne Entspannungsmethoden wie Waldbaden und Waldyoga – die Region bietet vielfältige Möglichkeiten, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Sogar ein Studium im Bereich Outdoor-Studies ist hier möglich: Am Adventure Campus der Hochschule für angewandtes Management lehrt Professor Dr. Manuel Sand. Inhalte des Studiengangs Outdoor Studies sind unter anderem Naturschutz, Outdoorsport, Erlebnispädagogik, Wohlbefinden und psychologisches Coaching. Alexandra Lindert, Leitung für Tourismus, Kultur und Marketing der Stadt Treuchtlingen möchte mehr über das Thema erfahren und ist heute im Gespräch mit ihm.
Waldbaden: Esoterischer Trend oder wissenschaftlich belegte Methode?
Alexandra Lindert: Waldbaden wird manchmal etwas belächelt. Was sagst du dazu? Ist es nur ein esoterischer Trend oder eine wissenschaftlich belegte Methode zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden?
Prof. Dr. Manuel Sand: Ich würde sagen, es ist beides. Prinzipiell ist Waldbaden eine sehr gut erforschte Praxis. Gerade in Japan gibt es viele Studien, die positive Auswirkungen nachweisen. Dort wird es sogar medizinisch empfohlen und verordnet. Wissenschaftlich belegt sind Effekte wie Entspannung, Stressabbau und Stärkung des Immunsystems. Allerdings kann die Art der Vermittlung manchmal esoterisch wirken, was für manche Menschen abschreckend sein könnte. Eine bodenständigere Darstellung könnte daher manchmal hilfreich sein. Das spiegeln mir auch meine Studierenden in Outdoor Studies wider, die eh schon oft in der Natur unterwegs sind.
Einfluss der Natur auf physische und psychische Gesundheit
Alexandra Lindert: Wie beeinflusst der Aufenthalt in Wald und Natur nachweislich unsere physische und psychische Gesundheit?
Prof. Dr. Manuel Sand: Die Forschung zeigt, dass Naturaufenthalte viele positive Effekte haben: Der Herzschlag verlangsamt sich, die Atmung vertieft sich, und wir entspannen uns insgesamt. Studien belegen zudem, dass sich kognitive Fähigkeiten verbessern, Kreativität gesteigert wird und Stress abgebaut wird.
Interessant sind auch die japanischen Untersuchungen zu Phytonziden, also Stoffen, die Bäume absondern. Diese können das Immunsystem stärken und die Anzahl der Killerzellen erhöhen. Auch Wasser- und Berglandschaften haben ähnliche positive Effekte. Zudem ist die körperliche Bewegung in der Natur vorteilhaft für die Gesundheit, sowohl physisch als auch psychisch.
Geeignete Sportarten zur Gesundheitsförderung in der Natur
Alexandra Lindert: Welche sportlichen Aktivitäten eignen sich besonders gut, um vom gesundheitlichen Nutzen der Natur zu profitieren?
Prof. Dr. Manuel Sand: Bewegung ist grundsätzlich immer gut. Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Pferd – entscheidend ist, dass man aktiv ist und die Natur bewusst wahrnimmt. Beim Mountainbiken gibt es Diskussionen darüber, ob die Natur nur Kulisse bleibt. Doch Studien zeigen, dass auch bei Mountainbikern das Naturerleben ein entscheidendes Motiv darstellt.
Motorisierte Fahrzeuge, wie Roller oder Motorräder, passen hingegen weniger in diesen Kontext. Auch Wasser spielt eine Rolle: Stand-Up-Paddling oder Kajakfahren sind gute Möglichkeiten, Natur und Bewegung zu kombinieren. Gerade in Treuchtlingen gibt es mit der Altmühl oder der Nähe zum Brombachsee ideale Bedingungen.
Nachhaltigkeit im Outdoor-Sport
Alexandra Lindert: Wie kann man Outdoor-Sport nachhaltig gestalten, ohne die Natur oder Tiere zu schädigen?
Prof. Dr. Manuel Sand: Nachhaltigkeit ist ein entscheidendes Thema. Besonders in sensiblen Gebieten, wie an der Altmühl, sind kleine Eingriffe oft von großer Bedeutung. Gute Aufklärung und Sensibilisierung sind essenziell, um ein umweltbewusstes Verhalten zu fördern.
Wichtige Aspekte sind u.a.:
- Lärmbelästigung vermeiden
- Keinen Müll hinterlassen
- Auf den Wegen bleiben
- Uferzonen beim Wassersport schützen
Studien zeigen, dass Störungen für Tiere oft temporär sind und deshalb nicht ganz so belastend. Beispielsweise wurde untersucht, dass der Eisvogel zwar kurzfristig gestört wird, aber nach einer Pause zur Brut zurückkehrt. Die richtige Balance zwischen Naturerlebnis und Schutz ist entscheidend. Und wer die Natur zu schätzen weiß, der ist auch eher dazu bereit diese zu schützen.
Natur und psychische Gesundheit
Alexandra Lindert: Kann der Aufenthalt in der Natur nachweislich bei psychischen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen helfen?
Prof. Dr. Manuel Sand: Ja, auf jeden Fall. Natürlich reicht ein Naturaufenthalt allein nicht aus, aber als begleitende oder präventive Maßnahme ist er sehr wertvoll. Outdoor-Sport kann helfen, Selbstbewusstsein zu stärken, insbesondere wenn man Herausforderungen meistert, wie beim Klettern oder Mountainbiken.
Das therapeutische Klettern ist ein Beispiel dafür, wie Bewegung auch psychologische Vorteile bringen kann. Der Fokus auf den Moment, das Flow-Erlebnis und die Reduzierung von Stress sind wichtige Faktoren, die in der Natur besonders wirksam sind.
Vorteile des Waldes gegenüber anderen Umgebungen
Alexandra Lindert: Welche gesundheitlichen Vorteile bringt der Aufenthalt im Wald im Vergleich zu anderen Umgebungen?
Prof. Dr. Manuel Sand: Ein wichtiger Unterschied ist die Ruhe und Abgeschiedenheit des Waldes. Dort gibt es keine Ablenkungen wie Autos oder Stadtlärm. Studien zeigen beispielsweise, dass Menschen in naturnahen Krankenhäusern schneller gesund werden.
Der Wald bietet eine entspannende Atmosphäre und ermöglicht es, den Blick schweifen zu lassen, ohne ständig fokussieren zu müssen. Das hat nachweislich positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Zudem ist die Naturumgebung ein guter Ausgleich zum stressigen Alltag im Büro.
Empfehlungen für den Naturaufenthalt
Alexandra Lindert: Wie oft sollte man sich in der Natur bewegen?
Prof. Dr. Manuel Sand: Sportlich betrachtet wären für die Gesundheit zwei- bis dreimal pro Woche ideal. Aber generell gilt: Je mehr Natur, desto besser. Selbst kurze Aufenthalte können positive Effekte haben. Kleine Anpassungen im Alltag, wie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder Spaziergänge im Wald, sind hilfreich.
Zukünftige Entwicklung der Mensch-Natur-Beziehung
Alexandra Lindert: Was glaubst du, wie sich unsere Beziehung zur Natur in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird – werden wir wieder stärker in den Einklang mit ihr treten oder uns noch weiter davon entfernen?
Prof. Dr. Manuel Sand: Das ist schwer zu beantworten. Ich musste an meine Kollegen denken, die sich lustig machten, als ich sagte, wir sollten mehr zur Natur zurückfinden. Sie meinten, alles wäre letztendlich Natur, was nicht ganz falsch ist. Denn oft denken wir bei Natur an positive Dinge wie Wälder und Seen, vergessen aber, dass auch Viren und wilde Tiere dazu gehören. Früher war die Natur viel gefährlicher.
Heute haben wir das Glück, die Natur bewusster nutzen zu können. Ich glaube, dass sich viele Menschen wieder nach einer engeren Verbindung zur Natur sehnen. Vor allem in ländlichen Regionen kann man nach einem stressigen Bürotag schnell ins Grüne und abschalten – etwas, das in der Stadt deutlich schwieriger ist. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, die Natur- und Klimathemen zunehmend kritisch sehen, manchmal vielleicht sogar aus Trotz. Daher sehe ich die Entwicklung ambivalent. Doch insgesamt denke ich, dass die bewusste Wahrnehmung und Wertschätzung der Natur für viele wieder an Bedeutung gewinnt.
Trends im Outdoor-Sport
Alexandra Lindert: Ist Outdoor-Sport in den letzten Jahren beliebter geworden?
Prof. Dr. Manuel Sand: Leider gibt es kaum belastbare Zahlen. Viele Berichte deuten auf steigendes Interesse hin, besonders durch die Pandemie. In Naturparks beispielsweise konnte jedoch kein signifikanter Anstieg der Nutzerzahlen gemessen werden.
Ein Indikator: Es gibt inzwischen mehr Mountainbiker als Vereinsspieler im Fußball. Auch Campingtourismus und Naturreisen werden vermehrt nachgefragt.
Alexandra Lindert: Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?
Prof. Dr. Manuel Sand: Outdoor-Sport kombiniert viele positive Effekte: Bewegung, Naturerlebnis, Gemeinschaft und Selbstbewusstsein. Diese Faktoren tragen insgesamt zu einem besseren Wohlbefinden bei und machen die Natur zu einem einzigartigen Erlebnisraum.
Alexandra Lindert: Vielen Dank für das spannende Gespräch!